SPIEGELUNGEN [Im Dialog mit der Realität]
Mitgliederausstellung des Kunstvereins 26. Januar – 16. Februar 2025
Spiegelungen begleiten uns überall: in der Natur, in der Architektur, in den Medien und in der Art, wie wir uns selbst und andere sehen. Sie regen zum Nachdenken an, sind Reflexionen im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Als physikalisches Phänomen, aber auch als Metapher eröffnen sie vielfältige Perspektiven. Sie laden uns ein, Fragen zu stellen: Was wird sichtbar und was bleibt verborgen? Wie spiegelt sich die Realität in Bildern, Skulpturen oder Installationen wider? Wie verändert die digitale Welt unsere Wahrnehmung durch Spiegelungen, Filter oder Manipulation?
DIENO FILM (im Ruth Nord Buchverlag 66482 Zweibrücken) – Eröffnung der Ausstellung
DIE RHEINPFALZ, 27. Januar 2025
Überraschende Einblicke in der Ausstellung des Kunstvereins

Andrea Dittgen
Unter „Spiegelungen“ kann man viel verstehen, darum ist diese thematische Ausstellung des Zweibrücker Kunstvereins sehr vielseitig. Aber echte Spiegel gibt es auch.
Von ferne sieht das Bild, das fünf Zimmer weiter hängt, wie ein Collage aus – und der Bau links könnte Notre Dame sein. Der Kunstverein Zweibrücken hat bei seiner Ausstellung im Zweibrücker Stadtmuseum das gemacht, was auch Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück gerne macht, weil man vom ersten Raum durch die lange Flucht der Kabinetträume automatisch an die Wand des letzten schaut. Dort einen Blickfang zu positionieren, am besten einen etwas rätselhaften, macht neugierig.
Wenn man es dann bis nach hinten geschafft hat, weiß man zwar mit Sicherheit, dass die eine Kirche Notre Dame ist und die andere Sacré Coeur, und dem Triumphbogen erkennt man auch, aber sind die Noten auf den Notenlinie nicht geklebt und dann übermalt. „Nein“, sagt Günter Baus entrüstet bei der Vernissage.
Der Maler aus Kirkel (der Zweibrücker Kunstverein hat viele Mitglieder aus dem Saarland erklärt, wie er vorgegangen ist: „Ich habe zuerst Notre Dame und die anderen großen Bauwerke gemalt, dann habe ich sie abgeklebt und die anderen Elemente gemalt, die mir fehlten. Ich habe gemalt, mit dem Pinsel, mit den Fingern, auch mal die Farbe mit dem Kamm gezogen für die Muster, bin mit der Rolle drüber und habe das Zugeklebte wieder abgezogen, wie man an manchen Stellen sieht.“
Zwei Monate hat der 80-Jährige an seiner großformatigen Mischtechnik gearbeitet, ein bis zwei Stunden pro Tag, erzählt er wieder. In dem Bild spiegelt sich das, was er wichtig findet an Paris. Der Eiffelturm ist nur schwach im blauen Himmel angedeutet, und es liegt Musik in der Stadt, daher die Noten.
Dass Baus bei seinen Beiträgen zum Thema „Spiegelungen“ Paris wählte, überrascht nicht – es gibt noch eine zweite, weniger komplexe Paris-Impression von ihm in der Ausstellung –, denn seine Werke waren schon bei internationalen Ausstellungen zu sehen, etwa im Pariser Louvre. Der findet sich auch auf der neuen Ansicht – in Gestalt der gläsernen Pei-Pyramide. Man muss nur lange genug davor stehen.
Wie spiegelt sich die Realität in Bildern und Skulpturen wider? Am besten in Spiegeln, dachten sich einige Mitglieder. So malte Maria Schlachter mit blauen Acrylfarben auf einen Spiegel: In dem schmalen Hochformat schlängeln sich Stängel und Äste in die Höhe, wo die Farbe weggenommen wurde, schimmert der Spiegel durch und ein fließendes organisches Gebilde entsteht, je nach Lichteinfall mit anderen hellen Flecke. Als Spiegelmeister entpuppt sich Peter Hudlet: auf einen Spiegel zeichnete er die Gesichter von Konturen in Schwarz. Doch sie schauen nicht nur den Betrachter an, sondern auch ein auf Leinwand in Pastelltönen gemaltes Landschaftsbild, da am Eck daneben hängt. Wenn man sich im richtigen Winkel zu beiden hinstellt, wird die Landschaft des einen Bildes der Hintergrund der Gesichter des anderen.
Es gibt noch mehr solcher interessanter Kombinationen in den Ecken, das ist den Mitgliedern des Kunstvereins zu verdanken, die eingegangenen 90 Werke von 37 Kollegen so glücklich gehängt und gestellt haben, denn mehr als ein Dutzend Objekte sind dabei: Eyecatcher wie das weiße Gesicht aus Munchs „Schrei“ auf einer Art langgezogenen schwarzem Badetuch, das über einem Podest hängt (Annette Peetz), kraftvolle Objekte konkreter Kunst mit Verschränkungen dicker Linien à la Chillida (Isabelle Schmidt-Baumgärtner), organische Formen in schwarz und weiß (Kurt W. Becker) und immer wieder die wilden Fantasievögel der Keramikerin Christa Witte mit schwertartigem langen Schnabel, Knubbelöffnungen à la Elwetrische oder kleinen leichten Holzköpfen auf schwerem weißgrünen Gefieder.
Wie immer beim Zweibrücker Kunstverein überraschen Vielfalt und Qualität der Werke (viele Mitglieder haben eine künstlerische Ausbildung), zumal etliche Arbeiten eigens für diese Schau angefertigt wurden.




Pfälzischer Merkur, 31.01.2025
Dem Betrachter den Spiegel vorhalten
Der Publikumsandrang bei der Eröffnung der Mitgliederausstellung 2025 des Zweibrücker Kunstvereins war enorm. Auch 30 Nachwuchskünstler der Jugendkunstschule zeigen ihre Arbeiten.
VON SUSANNE LILISCHKIS
ZWEIBRÜCKEN | „Spiegelungen [im Dialog mit der Realität]“ – unter diesem Motto wurde am vergangenen Sonntag im Stadtmuseum die Mitgliederausstellung des Kunstvereins Zweibrücken eröffnet. Schülerinnen und Schüler der Jugendkunstschule zeigen ebenfalls ihre Werke im Herzogsaal. Der Kunstverein hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 1981 auf die Fahnen geschrieben, Kunst und Kultur in der Rosenstadt zu fördern. In den Anfangsjahren strebte man noch die Ein- richtung eines eigenen Hauses an, in dem Kunst gezeigt werden sollte. Dieses Vorhaben ließ sich nicht umsetzen.
Seit einigen Jahren gastiert der Kunstverein mit seiner Mitgliederausstellung nun schon im Stadtmuseum und proftiert von den schönen Räumlichkeiten im Erdgeschoß. Am vergangenen Sonntag war dort eine bunte Mischung an verschiedensten Werken zu bestaunen. „Wir haben mit Spiegelungen – im Dialog mit der Realität“ ein weit gefasstes Thema vorgegeben, befand Kunstvereins-Vorsitzender Kurt Becker. Er wünschte sich bei seiner Einführungsrede, dass die Besucher sich von den Werken inspirieren lassen und herauszufinden versuchen, was die Künstler ihnen widerspiegeln möchten.
Kurt Becker, selbst mit drei Skulpturen in der Ausstellung vertreten, gab einige Interpretationshinweise: „Schroffe Ecken bei einer Plastik könnten bedeuten, dass das Leben hart ist. Weiche Kanten strahlen eher Harmonie aus.“ Er hob auch die besondere Rolle hervor, die Kunstvereine in der Bundesrepublik Deutschland spielen: „Wir haben hier 300 nicht-kommerzielle Kunstvereine, das ist einzigartig auf der Welt. Seit 2021 stehen die Kunstvereine als immaterielles Kulturerbe auf der Liste der Unesco.“
Die Zweibrücker Beigeordnete Christina Rauch hob in ihrer Rede die besondere Rolle des Kunstvereins hervor: „Er trägt dazu bei, Zweibrücken als Kulturstadt regional und überregional bekannt zu machen.“ Kultur sei immer ein Spiegel der Gesellschaft, die Betrachter würden eingeladen, die Welt mit neuen Augen zu betrachten. Kunst zeige neue Perspektiven auf, bringe Menschen zum Träumen und fordere sie auch manchmal heraus.
30 Nachwuchskünstler der Jugendkunstschule zeigten ihre Arbeiten im Herzogsaal. „Ich freue mich, dass so viele Schüler, zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern zur Eröffnung gekommen sind“, sagte Marina Beyer von der Jugendkunstschule in ihrer Einführungsrede. Das Atelier beschrieb sie als kunstpädagogischen Ort, wo Kinder und Jugendliche sich ausprobieren könnten – ohne festgelegte Lernziele und ohne Leistungsdruck.
Im vergangenen Jahr hat die Zweibrücker Jugendkunstschule am 54. Internationalen Jugendwettbewerb „Jugend kreativ“ teilgenommen und gute Ergebnisse erzielt. Von den zehn eingereichten Arbeiten konnten sieben auf Bezirksebene Top-Platzierungen erreichen, zwei Werke bekamen den ersten und zweiten Platz auf Landesebene und ein Kunstwerk erhielt auf Bundesebene einen Sonderpreis. Deshalb nimmt die Jugendkunstschule auch in diesem Jahr wieder am Wettbewerb teil. Er steht 2025 unter dem Motto „echt-digital“. Und so waren unter den Exponaten auch zahlreiche bunte Roboter und Computer zu sehen. An die Politik richtete Marina Beyer eine dringende Bitte: „Die kulturelle Bildung muss eine zentrale Zukunftsaufgabe werden und darf nicht immer weiter gekürzt werden.“
Musikalisch untermalt wurde die Ausstellungseröffnung von Annouk Woll am Piano. Sie brachte meisterhaft Werke von Edward Grieg, Friedrich Kuhlau und Ludovico Einaudi zu Gehör.
Geöffnet ist die Ausstellung im Zweibrücker Stadtmuseum, Herzograße 9, noch bis zum 16. Februar, und zwar dienstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr.