1000 rote Rosen für die Rosenstadt Zweibrücken

Vom 26. Mai bis 10. Juni 2012 installiert Konzeptkünstler Ottmar Hörl 1000 überlebensgroße rote Rosen auf dem Zweibrücker Herzogplatz.
Wie kaum eine andere Blume bewegt die Rose die Vorstellungen der Menschen. Seit der Antike kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Im Mythos wird erzählt, wie aus em Blut des sterbenden Adonis eine Rose erwuchs. Die christliche Ikonografie kennt sie als Sinnbild des Paradieses und als Mariensymbol. Durch die Kreuzzüge gerieten edle Rosensorten ins Blickfeld der höfischen Gesellschaft des Mittelalters, wobei als Folge in der Liebeslyrik der Troubadoure und in allegorischen Dichtungen wie etwa im „Roman de la Rose“ die Hochschätzung dieser Blume geradezu zelebriert wurde. Von da an hieß es in Europa, was schon lange für den arabischen und persischen Kulturraum Gültigkeit hatte: Öffnet Augen und Herzen für die Poesie! Wenn wir den Spuren der Rose in der Dichtung folgen, wenn wir in den Werken von Anakreon, Angelus Silesius, William Shakespeare, Goethe, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Christian Morgenstern oder Gertrude Stein lesen, begegnen wir Versen der Weisheit, die dem tieferen Sinn des Lebens nachspüren. Liebe – Schönheit – Vergänglichkeit. Vergänglich ist die Rose, ewig jedoch ihr Bild. Die Rose wurde zum Orientierungssymbol für Erkenntnis, für Wege nach innen und außen, und sie wurde als Freiheitssymbol instrumentalisiert.
Zweibrücken besitzt einen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Rosengarten. An vielen Stellen der am Rande von Rheinland-Pfalz und im Grenzgebiet zu Frankreich gelegenen Stadt kann man sehen, dass Zweibrücken eine große Vergangenheit hat. Nur allzu gerne sehen sich die Zweibrücker im Herzen Europas gelegen und tatsächlich bezeugen nicht nur die geografische Lage, sondern auch die Geschichte dem inzwischen 600 Jahre alten wittelsbachischen Herzogtum Pfalz-Zweibrücken wichtige politische, wirtschaftliche und kulturgeschichtliche Vernetzungsstränge quer durch Europa.
Im Juni 1914 wurde der Zweibrücker Rosengarten von Prinzessin Hildegard von Bayern eröffnet. Mit seinen heute über 60.000 Rosen in 2.000 verschiedenen Sorten wird der Kulturpark „Europas Rosengarten“ von zahlreichen Fachleuten und Rosenfreunden aus aller Welt besucht. Der neu angelegte Wildrosengarten in der benachbarten Fasanerie beherbergt mit fast tausend Sorten von Wild-, Park- und Strauchrosen die Vorfahren und wichtigen Stammarten der heutigen Gartenrosenzüchtungen. So gilt Zweibrücken schon lange Zeit als Rosenstadt.
Anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums möchte der Kunstverein Zweibrücken e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Zweibrücken der Bevölkerung ein besonderes Kunstereignis anbieten. Dem Verein ist es gelungen, einen der herausragenden deutschen Künstler der Gegenwart für eine Installation und eine Ausstellung zu gewinnen: Ottmar Hörl. Der Professor und Rektor der Kunstakademie Nürnberg ist mit zahlreichen Großprojekten in deutschen Städten und auf dem Land, aber auch in Europa hervorgetreten. Unvergessen bleibt sein Projekt „Eulen nach Athen tragen“ mit 10.000 Eulen aus Plastik anlässlich der Olympiade in Athen. Wenn er schon Eulen nach Athen getragen hat, warum sollte er nicht auch Rosen den Zweibrückern bringen?
Ottmar Hörl ist ein Künstler der Kommunikation. Mit seinen Installationen geht er dort hin, wo Menschen sind, auf die Straße, in Verkehrszonen, auf die Plätze. Dort nämlich wird nach seiner Erfahrung über Kultur und all das, was Menschen bewegt und was sie brauchen, viel offener und direkter geredet als in Kunstgalerien und in Museen. „Ich gebe dem öffentlichen Raum ein Kommunikationsmodell, das in relativ kurzer Zeit funktionieren muss“, sagt Ottmar Hörl. So war es der Künstler selbst, der auf die Anfrage des Zweibrücker Kunstvereins nach einer Installation in Zweibrücken den Vorschlag machte: „Rosen für Zweibrücken als künstlerische Skulptur. Die Fokussierung auf die Rosenstadt ergibt die Vergrößerung der Rose. Die Übertreibung selbst ist doch ein bekanntes künstlerisches Mittel zur Wahrnehmung. So entwickelt die Sache keine Beiläufigkeit, sondern wird zur Hauptsache.“
Vom 26. Mai 2012 bis zum 10. Juni 2012 wird die Installation mit 1.000 roten Rosen auf dem Herzogplatz Zweibrücken gezeigt. Dieser Platz wird flankiert vom Rathaus und den beiden Gerichtsgebäuden Amts- und Landgericht. Die Platzanlage der zwischen 1760 und 1775 erbauten sogenannten „Herzogvorstadt“ gehört zu den schönsten und gelungensten städtebaulichen Ensembles des Barockklassizismus. Kein Zweibrücker Platz scheint geeigneter für diese interessante ästhetische Korrespondenz aus Roseninstallation und Bauensemble.
„Durch Jahrhunderte der Veredelung ist die Rose immer schöner geworden. Die Ästhetik der Rose aber ist eine erkämpfte Ästhetik. Die Schönheit kriegst Du nicht umsonst!“, sagt Ottmar Hörl. Dabei verweist er zugleich auf die Ambivalenz der Rose, dass sie Schönheit besitze und eben auch stachelig sei. „Die Rose kann verletzend sein. Wildrosen waren einst auch wehrhaftes Gestrüpp. Schönheit kann trügerisch sein. Die Rose jedenfalls resultiert aus einem System, das sich zu wehren weiß.“
Seine Roseninstallation auf dem Zweibrücker Herzogplatz versteht der Künstler als soziale Komponente und zugleich als Impuls, die Menschen vor Ort zu beglücken, in Schwingung zu versetzen durch eine Gemeinsamkeit stiftende Identität. So wird die Rose über ihre Symbolik hinaus zur „sozialen Plastik“ im Sinne eines anregenden Kommunikationsmodells.
Dr. Jürgen Ecker, Vorsitzender des Kunstvereins Zweibrücken e.V.

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